Bericht- Daniel Baumann
Mit ein paar Mails und ein paar Telefonaten haben wir in Thörishaus zu einem Fesselflug-Schnuppertag eingeladen.
Unerwartet viele sind in verdankenswerter Weise unserem Ruf gefolgt und haben einen kleinen und feinen Flugtag bei idealem Herbstwetter erlebt. Da war Lauri Malila, er hat den Interessierten gezeigt, wie das perfekte F2B-Programm geflogen werden kann. Da war Peter Germann, mit seiner Kompetenz hat er den ganzen Nachmittag Fragen rund um den Fesselflug und den Modellflug im Allgemeinen beantwortet. Auch Toni Borer hat den weiten Weg unter die Räder genommen und unermüdlich bis zur Abenddämmerung Modelle gestartet, Fragen beantwortet und Tipps gegeben. Ja, und was war sonst noch?
Da war Luca Beck, RC-Hobbyflieger, hat sich mit Erfolg im Fesselflug versucht, Ihm geht dieser Nobler nicht mehr aus dem Kopf. Patrik Balmer, Segelfluglehrer im Bellechasse und Modell-Jet-Pilot. Der kann schon Fesselfliegen und ist jedes Mal wieder fasziniert vom direkten Fluggefühl das der Pilot beim Fesselflug spürt. Da war aber auch Paul Krauchthaler, ein Thörishäusler Modellflug-Urgestein, der kann auch Fesselfliegen, ist doch klar, er hat mir das vor 44 Jahren auch beigebracht. Damals ist er über mich gestolpert, weil ich nach 5 Runden mit verdrehten Augen am Boden liegend um Orientierung kämpfte. Am Samstag war es fast umgekehrt. Paul kam ziemlich ins Wanken. Vielleicht hat es auch daran gelegen, dass er vor ein paar Tagen an einem Auge den grauen Star erfolgreich operiert hat, nun aber mit einem Auge alles, auch das Modell, eher blau sieht und mit dem andern Auge gelblich. Um einen ähnlichen Effekt zu erzielen, hat Peter Germann seinem Max-Bee Flieger mit viel Aufwand einen changierenden Effektlack verpasst, der je nach Sichtwinkel die Farbe leicht ändert!
Heinz hat noch nicht viel vom Fesselflug gehört und möchte das einmal vorsichtig versuchen, er hat das sehr gut gemacht. Da war aber auch die Familie Zehnder. Ernst, der Vater, hat uns seine RC-Zlin 50 toll vorgeflogen. Er hat auch das Flugfeld tip-top kurz gemäht (danke) und er ist ein Taktiker. Am Abend hat er den Bausatz vom Vektor unter den Arm geklemmt. Er will den im Winter für seine Enkel bauen. Das ist ein guter Spruch Aschi "für die Enkel bauen" das muss ich mir für später merken, vielleicht kann ich den auch einmal anwenden. Sein Enkel Kevin hat nämlich auch zum Griff gelangt und seine Reaktionen waren gut, nur hatte er etwas mit der Zentrifugalkraft des grossen Modells zu kämpfen (es war der Score von Top-Flite), aber er hat schnelle Reflexe und wird dann, wenn Ernst seinen Vektor fliegt, wohl neben seinen ferngesteuerten Modellen einen Fuchsjäger um die Ecken treiben. Andy Zehnder, versierter RC-Pilot versucht es auch mit Erfolg im Kreis, auch Ihm gefällt der grosse Score besser als der kleine nervöse Asterix.
Zehnder Pilot wird mit dem Score sofort vertraut, Wingover, und andere übermütige Manöver werden geflogen und da passiert es, er zieht gegen den Wind hoch, das Modell kommt ein wenig rein, die Leinen werden schlapp, steuern unmöglich . Der Score macht alles richtig, zwar schon ein wenig vom Flugbetrieb gezeichnet aber eben sauber ausgetrimmt zieht er langsam wieder nach aussen. Dani macht auch alles richtig, 2 Schritte rückwärts und er hat die Leinen stramm und fliegt weiter. Dani macht jetzt schon das 2. Mal alles richtig, denn kurz vorher ist bei seinem schönen Heli, es ist ein Airwolf, beim hochziehen in den Turn das Getriebe buchstäblich explodiert. Blitzschnell hat er reagiert, eine Autorotation eingeleitet, das Fahrwerk ausgefahren und den Heli so abgefangen. Leider hat der Heli kurz vor dem Aufsetzten noch einen Zaun berührt, aber der Schaden ist gering.
Auf einmal kleben alle Blick am Himmel, was ist jetzt los ? Aha Lauri hat wider seinen High-Tech-Freiflieger gestartet, und dies mitten zwischen diversen Maisfeldern. Aber Mister Perfekt hat das eben im Griff!
Jetzt ist die Reihe an Harry. Er fliegt gut, aber ihm wird einfach schlagartig schlecht wie er sagt, und wenn dann das Motörchen noch ewig weiterläuft . Das legt sich mit der Zeit Harry, das gehört am Anfang so ein wenig dazu. Da kommt Dominic mit seinen Kollegen Marcel und Eric. Dominic hat schon Modellflugerfahrung. Er hat nämlich schon festgestellt, dass RC-Modelle durch ausgefeilte aerodynamische Eigenschaften in der Lage sind, nach einem beherzten Handstart wesentlich früher im Boden einzuschlagen als dies ein mit gleicher Energie geworfener Stein jemals machen würde. Er, der Dominic, ist gross, riesengross und ich muss mich spurten, dass ich dem Griff folgen kann, irgendwie komme ich mir vor wie bei einem Team-Racing Rennen. Seine Kollegen, der Marcel und der Eric beherrschen das Prinzip des Steuerns schnell. Eric findet sofort gefallen am Fliegen mit dem Fesselflugmodell, von Schwindlig keine Spur. René Ringgenberg greift zum Griff und sagt nach 5 Sekunden: "Guet, ig hane, chasch la ga" und er fliegt als hätte er nie etwas anderes gemacht. Willi Rebsamen, Modellflieger und Segelflugpilot spürt sofort, dass das Fesselfliegen etwas mit dem richtigen Fliegen zu tun hat und fliegt Runde um Runde selbstständig
Willi ist wohl gerade gedanklich im richtigen Flieger gesessen, auf jeden Fall hat er den Score mit hoher Geschwindigkeit in die angrenzende Salatplantage gesetzt.
Todesmutig wie Winkelried haben sich mindestens 10 Zuckerhutsalathäupter zwischen den Score und die harte Erde gestellt, und so ihr Leben gelassen um das des Score zu retten.Ein neuer Propeller und die Reihe war an Toni Borer. Der kann fliegen, er ist ja Speedpilot. Um dem Toni eine Freude zu bereiten, hat sich ein Stück vom geschnetzelten Zuckerhut wohl in der Brennstoffleitung verfangen und dazu geführt, dass dem 51-Supertiger nicht die gewünschte Menge Treibstoff zugeführt wurde. Das war dem Supertiger auch egal, er hat, zwar mittlerweile in China gefertigt, einfach mal mit seinem italienischen Temperament geprozt und Toni hatte ein richtiges Speed-Feeling.
Jetzt weis ja auch jeder Modellflieger, dass bei zugedrehter Düsennadel der Motor nicht nur höher dreht, nein, der läuft durch den reduzierten Verbrauch auch noch viel länger!! So gegen 200 Runden werden es wohl gewesen sein. Zuletzt war da noch Theo Meier. Sein Vater ist ein MBZ Urgestein und eigentlich auch der Ursprung der Thörishäusler Modellflugszene. Theo hat uns einen alten Speed-Fesselflieger mitgebracht. Was er aber im Kreis geboten hat, war nicht schlecht. Zuerst mit Schwindel zu kämpfen, fand er es mit dem Score plötzlich absolut cool, ist am Schluss selber gestartet und hat selbstständig einen ganzen Tank leergeflogen, obschon er im Griff spürte, dass es bei aufkommendem Wind langsam "ruppig" wurde. Als RC- Warbird-Fan war seine Frage nach der Landung eigentlich logisch: " gibt es auch Fesselflug Warbird Baukasten". (Gibt es, bei www.rsmdistribution.com , eine schöne Hurricane, eine P40 oder eine Mustang).
Ja, so ging ein schöner Tag seinem Ende entgegen, und ich hoffe heimlich, wenn ich im nächsten Jahr mit einem Fesselflieger auf den Platz komme und anschliessend noch meine soeben erstandene RC-Katana auspacke, dass da vielleicht einer meiner Kollegen neben seinem RC-Modell noch einen Fesselflieger aus dem Auto zaubert?
Daniel Baumann
Gempenach den 1.10.2013