Jura Cup Akrobatik F2B in Ciriè, Italien
- 25. Juni 2025 -
Ein Wochenende - zwei Welt-Cup Wettbewerbe! Das Konzept bewährt sich und findet in der Fesselflug Akrobatik-Szene grossen Anklang - sogar über Europa hinaus.
Am Wochenende vom 20. - 22. Juni 2025 wurde bereits zum zweiten Mal nach 2023 der kombinierte Anlass Swiss Jura Cup und Italian Franco Ballesio Cup in Ciriè (Piemont) durchgeführt. Diesmal nach einem optimierten Konzept: Geflogen wurde parallel auf zwei Pisten mit je einem Punktrichter-Panel. Dies im Unterschied zu 2023, wo nur auf einer Piste mit einem Punktrichter-Panel geflogen wurde. Das neue Konzept hat gestattet, das Programm weniger gedrängt zu gestalten und auch die Punktrichter nicht übermässig zu strapazieren. Für die Konkurrenten bedeutete dies je zwei Flüge an drei Tagen. Dabei zählte einer für den Jura Cup, der andere für den Franco Ballesio Cup. Die Gruppo Scuola Modellismo Ciriè hat diesen neuen Wettbewerbablauf möglich gemacht, indem sie die bestehende Graspiste neben der normalen Asphaltpiste 'weltcupwürdig' bereitgestellt haben. Der Jura Cup 2025 konnte somit unter perfekten Bedingungen durchgeführt werden. Wenn es nur nicht so heiss gewesen wäre...
- Jura Cup auf der Asphalt-Piste
- Franco Ballesion Cup auf der Gras-Piste
- Das Punktrichter-Panel - je drei Profis pro Wettbewerb
29 Piloten aus 11 Nationen waren für beide Welt-Cup Wettbewerbe gemeldet. 24 fanden schliesslich den Weg nach Ciriè. Die gemeldeten Ukrainischen und Tschechischen Piloten waren nicht darunter. Das Teilnehmerfeld war trotzdem hochkarätig, waren doch die besten europäischen Piloten - darunter auch der amtierende Weltmeister - und sogar je ein Konkurrent aus Brasilien und China am Start. Kaum zu glauben, aber sie kamen extra für die beiden Wettbewerbe aus der Ferne angereist. Und wie sich im Verlaufe des Wochenendes zeigte, waren 24 Teilnehmer DIE optimale Anzahl. Denn wegen der grossen Hitze brauchten alle Beteiligten immer wieder eine Verschnaufpause.
Die beiden Wettbewerbe verliefen problemlos - wenn man von einzelnen Crashes absieht. Am schlimmsten erwischte es Peter van de Mortel (NED). Sein Modell stürzte gleich zu Beginn des ersten Fluges ab und war nicht mehr zu flicken. Ähnlich erging es dem brasilianischen Teilnehmer Rodrigo Mansano - allerdings mit einem grossen Unterschied. Damit seine lange Anreise nicht vergebens war, schlossen sich die italienischen Piloten zusammen und flickten über Nacht das brasilianische Modell - und so konnte Rodrigo trotzdem alle Flüge bestreiten. Ein wunderschönes Beispiel für gelebte Kameradschaft und Sportlichkeit.
Der Concours d'Elégance am Samstagnachmittag war eine Auflockerung und Bereicherung der beiden Wettbewerbe. Dabei ging es um die Wahl des schönsten Modells. Dafür platzierten alle Piloten ihre Modelle auf der Piste, was ein prächtiges, farbenfrohes Bild ergab. Die 6 Punktrichter aus beiden Wettbewerben bildeten die Jury und beurteilten die Modelle in Bezug auf Eleganz der Form, die Qualität der Bauweise und die Komplexität der Bemalung.
Mit dem Gewinner hatte niemand gerechnet. Der im letzten Moment angereiste Pawel Dziuba aus Polen holte den Sieger-Cup - und freute sich riesig darüber.
Eigentlich müsste man meinen, dass bei zwei gleichzeitig am gleichen Ort und bei gleichen Wetterbedingungen durchgeführten Wettbewerben die Rangierungen am Ende ungefähr gleich ausfallen sollten. Dem war aber nicht so. Zwar gewann der Weltmeister Marco Valliera (ITA) beide Wettbewerb und Hao Wei (CHN) stand bei beiden Wettbewerben auf dem Podest. Aber sonst gab es erstaunliche Differenzen in den Ranglisten - sicher erklärbar zum einen durch das unterschiedliche Punktrichter-Panel. Aber nicht nur. Und so ergaben sich spannende Diskussionen über unterschiedliche Windturbulenzen auf der Gras- und auf der Asphalt-Piste, über pro Piste unterschiedliche Referenzpunkte für die Piloten usw. Dabei zeigte sich einmal mehr, wie filigran und sensibel die Sportart Fesselflug-Akrobatik effektiv ist.
Das Beispiel mit den italienischen Piloten, die das brasilianische Modell flicken, sagt viel über die Atmosphäre an einem Wettbewerb in Ciriè aus. In Ciriè bilden Piloten, Funktionäre, Helfer und Besucher eine grosse, fröhliche Familie. Man sitzt zusammen, man diskutiert zusammen, man freut sich oder leidet zusammen - und last but not least - man isst zusammen: Vom Frühstück über das Mittagessen bis hin zum Bankett am Abend - und auch zwischendurch.
Die Durchführung des Jura Cup zusammen mit dem Franco Ballesio Cup in Ciriè erweist sich in jeder Beziehung als win-win-Situtation. Die Schweizer Fesselflieger profitieren von den optimalen Pisten, welche eine Leinenlänge von 21 m erlauben - und natürlich von der allgegenwärtigen, herrlichen Italienità! Und die italienischen Freunde profitieren von der Schweizer Organisation und Pünktlichkeit. Mit dem gemeinsamen Konzept sind beide Wettbewerbe aufgewertet. Und die Konkurrenten sind begeistert von der Möglichkeit, am gleichen Wochenende doppelte Welt-Cup Punkte sammeln zu können.
Dieses Konzept ist einmalig in Europa und wird hoffentlich noch viele Jahre so durchgeführt werden können - das nächste Mal im Juni 2027.