Vom 7. bis 12. August haben in Wloclavek, Polen, die Fesselflug Europameisterschaften stattgefunden. Aus der Schweiz waren drei Aerobatics (Akro)-Piloten am Start. Sie wurden begleitet durch zwei Supporter und der Teamleitung.

In sechs Kurzberichten sind die Erlebnisse und Resultate der Delegation nachstehend pro Tag zusammengefasst.

Die detaillierten Resultate aller EM-Kategorien sind unter diesem Link zu finden.

7. August, Tag 1: Offizielles Training / Processing / Eröffnung

Bestens gelaunt und voller Vorfreude ist das ganze Swiss Team in den letzten Tagen in Wloclavek eingetroffen.
Es sind dies

die drei F2B Aerobatics-Konkurrenten
- Daniel Baumann / Claude Russbach / Yves Sedlatchek

die Supporter
- Monika Baumann / Heiner Borer

und die Teamleiterin
- Ursi Borer

Die Wetterprognose für die Gegend um Wloclavek ist seit Tagen schlecht: Regen, Kälte, stürmischer Wind. Also genau das Gegenteil, was sich Akro-Piloten wünschen. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Leider hat das Hoffen aber nichts genützt - jedenfalls nicht für den 1. EM-Tag.

Um 10:00 Uhr ist für das Schweizer Team das offizielle Training angesagt. Es wird förmlich vom Winde verweht. Claude und Yves brechen ihre Flüge nach den ersten Figuren ab, Dani fliegt zwar alle Figuren, doch immer mit grosser Distanz zum Boden.

Weiter geht es mit dem Processing (Modellregistrierung und -kontrolle): Alles problemlos. Wir treffen viele bekannte Gesichter und schütteln Hände links und rechts.

Um 16:00 ist die Eröffnungsfeier angesagt. Bis dahin gäbe es noch viel Zeit für freie Trainings. Doch keinem Konkurrenten ist bei diesem Wind danach - das Risiko einfach zu hoch.

Eine positive Sache muss aber noch erwähnt werden: Die beiden Akro-Wettbewerbspisten sind in besserem Zustand als auch schon, und eine gute Trainings-Piste steht zur Verfügung. Die Interventionen betreffend der ungenügenden Pistenqualität an vergangenen Meisterschaften in Wloclavek haben also gefruchtet (Danke lieber Peter!).

Die Eröffnungsfeier:
Petrus hat ein Einsehen und lässt es tüchtig winden, aber wenigstens nicht regnen. Trotzdem - die roten Schweizer-Leibchen verschwinden unter den dicken Jacken. Doch die Stimmung ist fröhlich, obwohl die Feier etwas militärisch daherkommt. Ein bunter Einmarsch der 21 Nationen - verschiedene viel zu lange Ansprachen - eine tolle Akro-Vorführung mit einem grossen RC-Modell und eine Street Dance Einlage eines englischen Modellfliegers. Schon ist die Feier vorbei - und jetzt gehts zum Apero.

  • Der Himmel verheisst nichts Gutes
  • Die Lust auf das Training ist begrenzt
  • Dani - vom Winde verweht
  • Claude - zum Glück ist das Modell noch ganz
  • Yves bei der Modellkontrolle
  • Die Militärmusikanten als Auftakt zur Eröffnungsfeier
  • Switzerland prominent im Zentrum
  • Das Swiss Team - bereit zum Einmarsch
  • 21 Nationen fröhlich versammelt im Kreis
  • Sein T-Shirt ist Programm ...

8. August, 2 Tag 2: Erster Flug Aerobatics - zumindest geplant

Heute sollen nun die EM-Wettkämpfe starten. Claude kommt als erster an die Reihe, seine Startzeit ist auf 10:00 morgens angesetzt. Dani und Yves folgen dann am Nachmittag gegen 15:00 Uhr.

Doch heute sind wir Touristen. Das Wetter ist so garstig und der Wind so stürmisch, dass an ein Fliegen nicht zu denken ist. Jury und Wettbewerbsleitung haben deshalb entschieden, heute keine Rennen bzw. Flüge durchzuführen. Diesem Entscheid musste allerdings - mit gesammelten Kräften von verschiedenen Team Managern - nachgeholfen werden.

Für Aerobatics ist dies eigentlich kein Problem. Es bleibt bis Freitag genügend Zeit, um die verpassten Flüge von heute nachzuholen. Und das Wetter sollte sich ab morgen bessern.

Also haben wir heute Zeit, die Stadt Wloclavek und die Umgebung etwas zu erkunden. Speziell interessant ist dies für Dani, Monika und Heiner, die 2014 bereits in Wloclavek an der Fesselflug-Weltmeisterschaft teilgenommen haben. Sie sind beeindruckt von der positiven Entwicklung dieser Stadt in den vergangenen 9 Jahren.

Dieser kurze Tagesbericht lässt noch etwas Raum für Statistik:

An der laufenden Europameisterschaft sind 166 Teilnehmer registriert, davon
- 28 in Speed F2A
- 41 in Aerobatics F2B
- 25 in Team Racing F2C
- 47 in Combat F2D

Insgesamt sind 21 europäische Länder an der EM vertreten.

  • Heute ist ein Alternativprogramm angesagt.
  • Die neue Event-Halle von Wloclavek
  • Die eindrückliche lange Promenade der Weichsel entlang
  • Die Entwicklungen in Wloclavek sind eindrücklich
  • Hoffentlich kann morgen geflogen werden*

9. August, Tag 3: Erster und zweiter Flug Aerobatics

Ab jetzt gilt es ernst! Das Wetter ist zwar immer noch garstig, doch ist der Wind nur noch stark und nicht mehr stürmisch.

Claude ist als erster an der Reihe. Der Flug will ihm nicht gelingen. Zwei Figuren muss er wegen dem Wind abbrechen - und die Punktzahl des ersten Fluges ist wohl ein Streichresultat.

Dani steigt als zweiter in den Ring. Dazu noch eine kurze Vorgeschichte: Dani hat zwei Shark-Spitzenmodelle gekauft und eines davon für die Europameisterschaft eingeflogen. Mehr als 70 Trainings-Flüge hat er - mit vorbildlicher Unterstützung durch Monika - in den letzten Wochen bestritten. Ziel: Unbedingt ein gutes Resultat an der EM zu erreichen. Das Training hat gefruchtet, Dani hatte das Modell mehr und mehr im Griff. Doch wenige Tage vor der Abreise nach Polen hat während eines Trainings der Motor des Modells - wegen einem unerklärlichen technischen Problem - plötzlich ausgesetzt. Ausgerechnet mitten in einer Akro-Figur. Totalcrash - und dies nach 70 Flügen. Wohl oder übel musste Dani nun auf ein altes Modell zurückgreifen - eine Vorbereitung auf die EM war nicht mehr möglich.

Zurück zu heute: Dani gelingt in Wind und Wetter mit seinem Ersatzmodell ein ordentlicher Flug - aber leider nicht mehr.

Yves startet heute als dritter Schweizer in die EM. Zum Glück gelingt hat er einen guten Flug mit einem Punkteresultat von über 960 Punkten. Die Schweizer sind gerettet.

Da gestern keine Flüge absolviert werden konnten, findet heute nach dem ersten gleich der zweite Flug statt: Der Regen wird am Nachmittag stärker. Trotzdem können Dani und Claude das Resultat des ersten Flug deutlich verbessern, und Yves gelingt erneut ein guter Flug.

Also, der erste Wettbewerbstag endet doch noch versöhnlich.

  • Claude startet als erster Schweizer
  • Dani und Monika sind ein eingespieltes Team
  • Yves kann weder Wind noch Regen etwas anhaben
  • Neues Ziel von Yves: Über 1000 Punkte
  • Die drei verfrorenen Punktrichter sind nicht zu beneiden

10. August, Tag 4: Dritter Flug Aerobatics

Eine andere Welt! Heute ist der Himmel blau und es ist angenehm warm. Endlich!

Dänu (alias Dani) und Monika sind schon seit 07:00 auf dem Wettbewerbsplatz am Trainieren. Es geht recht gut - und vor allem zahlt es sich aus. Denn beim dritten Flug, kurz nach 09:00, kann sich Dänu gegenüber gestern weiter steigern, von 811 und 874 auf 925 Punkte.

Yves startet kurz nach Dänu zum 3. Flug. Die Punktzahlen von gestern (969 und 963) haben ihn angespornt. Sein Ziel ist es, heute ein Resultat von über 1000 Punkte zu erfliegen. Und es gelingt ihm! Mit 1002 Punkten ist das Tagesziel erreicht!

Die Ironie der Geschichte: Nach dem miserablen Wetter seit Beginn der EM scheint Dänu und Yves währende ihrer Flüge am frühen Morgen die Sonne so gerade ins Gesicht, dass sie ihre Modelle teilweise gar nicht mehr sehen.

Trotzdem, Dänu und Yves können ihre Resultate verbessern. Dumm nur, dass heute bei diesem idealen Wetter auch die meisten anderen Konkurrenten ihre Resultate verbessern können...

Claude ist erst am Nachmittag mit seinem dritten Flug an der Reihe. Den Morgen nutzt er für weitere Trainings - unermüdlich. Für die restlichen Schweizer gibt es etwas Zeit, einen Blick auf die Wettkämpfe der anderen Kategorien zu werfen. Team Racing ist dabei natürlich das Attraktivste. Wir sehen Rennen auf höchstem Niveau - mit den erwarteten Nationen (Frankreich und Ukraine) an der Spitze.

Kurz nach 15:00 startet Claude zu seinem dritten Flug. Er ist vom langen Warten etwas nervös und erreicht ein Resultat von 826 Punkten. Er liegt damit etwas tiefer als bei seinem besten Flug von gestern (859 Punkte). Doch Claude lässt sich nicht beirren - morgen gibt es eine weitere Chance.

Zuerst aber geniessen wir einen fröhlichen Abend im Schweizer Team.

  • Heute macht das Punktrichten wieder Spass
  • Dani trainiert schon früh am Morgen
  • Claude wartet auf den dritten Lauf ...
  • ... und schreitet tapfer zur Tat
  • Die Konkurrenz wird genau beobachtet

11. August, Tag 5: Vierter und letzter Flug Aerobatics

Der Akro-Wettbewerb wird auf zwei verschiedenen Pisten durchgeführt - mit je einem Punktrichter-Panel. Damit alle Konkurrenten die gleichen Voraussetzungen bei der Bewertung haben, fliegen an Europa- und Weltmeisterschaften die Konkurrenten je zweimal auf jeder Piste. Das beste Resultat von jeder Piste wird dann addiert und ergibt das Schlussergebnis.

Heute ist wieder ein sonniger, angenehmer Tag, mit gelegentlichen thermischen Böen. Aber eigentlich ideal zum Modellfliegen. Kurz nach 09:00 kommt Claude an die Reihe für den vierten und letzten Flug. Zum Glück ist er bereits früh auf dem Wettbewerbsgelände, denn die Startzeit ist (ohne genügende Vor-Information) auf 08:00 vorverlegt worden. Damit ist für Claude keine Vorbereitungszeit mehr vorhanden, er muss sofort an den Start. Trotzdem kann er die Punktzahlen der beiden Vortage übertreffen und erreicht ein Resultat von 889 Punkten. Sein Ziel, über 900 Punkte zu fliegen, hat er damit nur knapp verfehlt.

Auch für Dänu und Yves wird der Start vorverlegt - von 14:00 auf 11:00 Uhr. Wenigstens haben sie etwas mehr Vorlauf als Claude. Auch Dänu kann sich gegenüber den Vortagen steigern. Sein Resultat: 976 Punkte. Und Yves zeigt wieder einen guten Flug und erreicht 966 Punkte - eine leicht tiefere Bewertung als am Vortag.

Damit haben die 3 Schweizer Aerobatics-Piloten ihre vier Flüge absolviert. Sie haben ihr Bestes gegeben. Das Flugniveau war allerdings so hoch, dass sie mit ihren Rangierungen trotz grossem Einsatz im letzten Drittel der Konkurrenz geblieben sind. Ihre Motivation ist dadurch aber nicht gesunken - im Gegenteil. Die EM war eine optimale Veranstaltung, um zu beobachten, zu lernen und sich mit den Kollegeninnen und Kollegen anderer Nationen auszutauschen. Und so haben alle drei neue Idee und Ziele, die sie systematisch weiterverfolgen wollen.

Viel Glück dabei, lieber Claude, Dani und Yves.

  • Claude hat seine Arbeit schon getan
  • Yves schreitet mutig zum vierten Flug
  • Auch Dani rüstet sich für die letzte Prüfung
  • Und nun sind wir Zuschauer ...
  • ... und geniessen das Beisammensein

12. August, Tag 6: Finals, Siegerehrungen und Bankett

Nochmals ein prächtiger Tag zum Abschluss der EM. Heute sind wir faszinierte Zuschauer und wandern von Piste zu Piste zu den Finals.

Im Speed F2A gewinnt Luca Grossi aus Italien mit 306,9 km/h. Die Schweizer Elektrospeeder waren vor einer Woche schneller - doch bekanntlich ist diese zukunftsweisende Sportart leider noch nicht als offizielle FAI Kategorie anerkannt. Die Ränge 2 und 3 gehen - fast schon traditionell - an Ungarn.

F2B Aerobatics wird derzeit von den Oststaaten dominiert: Das Siegerpodest stammt aus der Ukraine (Turchenko), Polen (Borzecki) und Tschechien (Kravcik). DIE besondere Geschichte schreiben aber die Slovakischen Junioren. Sie belegen gleich das ganze Siegerpodest. Den Erfolg haben sie ihrem grossen Vorbild Igor Burger (mehrfacher Solvakischer Weltmeister) zu verdanken, der sie systematisch fördert und trainiert. Igor selber ist an dieser EM nicht geflogen, sondern hat als F2B Punktrichter amtiert.

Im Team Racing F2C sind zwei Ukrainische und ein Spanisches Team im Final. Es ist eine tolle Vorstellung. Alle drei Teams fliegen ohne Vorfall über 200 Runden, und das Sieger-Team (Makarenko - Osadchyi) stellt mit 6 Minuten 25,5 Sekunden sogar einen neuen Weltrekord auf. Zweite werden die Gebrüder Barragan aus Spanien, die sich riesig über ihren Erfolg freuen. Auch das drittplatzierte Team (Igoshyn - Chayka) geht zufrieden vom Platz.

F2D Fuchsjagd hat - ca. 400 m entfernt vom EM Wettbewerbsgelände - während der ganzen Woche eigentlich eine eigene Konkurrenz bestritten. Der Spanier Mateo Sala wird Europameister.

Die Siegerehrungen sind auf 16:00 angesagt. Doch es gibt im EM-Büro grössere IT-Probleme und die Warterei beginnt. Es wird schliesslich 19:00 bis alle Ehrungen erfolgt sind - immer separat nach Kategorie, Senioren, Junioren, Frauen und Nationen. Und immer ehrenvoll mit dem Abspielen der entsprechenden Landeshymne. Fast zu gut gemeint ...

Mit entsprechender Verzögerung beginnt schliesslich das Bankett. Zum Glück sind die Ehrungen schon vorbei und das Essen verzögert sich nicht noch weiter. Das Warten hat sich aber gelohnt. Denn was die polnischen Gastgeber auftischen, übertrifft von Qualität und Quantität her alle Erwartungen.

Die EM ist vorbei, wir treten den langen Heimweg an. Die Schweizer Fesselflieger haben zwar nicht ganz die erhofften Resultate erzielt. Trotzdem - es war in jeder Beziehung eine tolle Zeit an der EM 2023 in Wloclavek, Polen.

  • Endlich beginnt die Schlussfeier mit den Siegerehrungen
  • Die Honorationen haben gut Sitzen ...
  • ... und wir stehen und stehen ...
  • ... und stehen während Stunden
  • Da hat er es besser - und seine Mutter ist erst noch F2B Europameisterin
  • Die Ukrainer sind die erfolgreichste Nation
  • Aber Claude, Yves und Dani haben auch ihr Bestes gegeben ...
  • ... und haben auch das Podest verdient - leider gilt es nur Schweiz-intern
  • Das Essen am Bankett übertrifft alle Erwartungen
  • Und damit ist die EM 2023 in Wloclavek zu Ende

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